Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur. Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft

Universität Regensburg

Universität Regensburg Lehrstuhl Vergleichende Kulturwissenschaft Universitätsstr. 31

DE

93053 Regensburg

sgietl@me.com

http://www.uni-regensburg.de/sprache-literatur-kultur/vergleichende-kulturwissenschaft/mitarbeiter/gietl/index.html

Forschung und Projekte

Derzeitige Position(en)

Wissenschaftlicher Assistent

Aktuelle(s) Projekt(e)

Körperlichkeiten – der menschliche Körper als kulturelle Projektionsfläche

„Auf Yoga folgt Pilates, nach Pilates kommt Zumba, und bevor man mit Zumba alt aussieht, bucht man einen Bokwa-Kurs“, schreibt Caterina Lobenstein in einem 2014 erschienenen Beitrag der Wochenzeitung „Die Zeit“ und meint damit die Inszenierung von Fitness, Schönheit und Jugend abseits einer sich transformierenden Arbeitswelt als integralen Bestandteil individueller Identität. Darüber hinaus bestimmen heute aber mehr denn je Gesundheitsdiskurse in Verbindung mit Begrifflichkeiten wie „Work-Life-Balance“ oder „Body-Mass-Index“ Alltag und „Freizeitgestaltung“ vieler Menschen. Vor dem Hintergrund leerer öffentlicher Kassen und steigender Gesundheits-kosten gerät aktive Gesunderhaltung in einer ausdifferenzierten Gesellschaft mehr und mehr zur Pflicht des Individuums gegenüber der Gemeinschaft. Ob beim Schwimmen im Schwimmbad, beim Relaxen am Strand, beim „Workout“ im Fitness-Studio, beim Wettkampf auf der Marathon-Strecke oder beim Schwitzen in der Sauna, selbst der – scheinbar nackte – menschliche Körper wird dadurch zur Projektionsfläche kultureller Werte und Normen.

Öffentliche Kulturarbeit im Wandel

Seit den späten 60er und frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts prägt Kulturarbeit in unterschiedlichen Ausformungen den kommunalen Mikrokosmos. Formte zu Beginn der Entwicklung der propagierte „Kulturauftrag“ in Verbindung mit einem gefüllten „Stadtsäckel“ die oft populärkulturell geschmacks-initiierenden Strukturen kommunaler Kulturarbeit häufig in Form von „Volkshochschulen“, „Stadtbibliotheken“, „Kulturämtern“ und „Stadtmuseen“ aus, so sieht diese sich heute transformierten Voraussetzungen gegenüber. Beeinflusst durch den gesellschaftlichen Wandel und veränderte kulturelle Wertigkeiten, stehen sowohl kommunale Kulturakteure als auch die dahinter organisierte Kulturwirtschaft vor massiven Veränderungen. Ein kontinuierlich stattfindender Abwertungsprozess findet in veränderten Begrifflichkeiten seinen Ausdruck. Sprach man in den 1990er Jahren der Kulturarbeit noch den oben genannten „Kulturauftrag“ zu, wurde dieser in den letzten Jahren von Begrifflichkeiten wie „weicher Standortfaktor“ oder „freiwillige Leistung“ ersetzt.
Identitätsstiftende Voraussetzungen des 20. Jahrhunderts gelten nur mehr bedingt, Budgets schwinden, das Publikum verändert sich und Handelnde sind andere. „Diktierten“ in den 1970er und 1980er Jahren auf kommunaler Ebene noch Wenige, was unter dem Begriff „Kultur“ zu verstehen ist, so hat sich das Bild heute gewandelt. Wir stehen vor einer Vielzahl von Akteuren, die die Deutungshoheit für sich akquirieren, unterschiedlich gelagerten Interessen, Abhängigkeiten und Aufgaben.

Frühere Position(en)

2004-2011 Leiter des Kultur- und Tourismusamtes der Stadt Freising
2007-2010 Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaften der Universität Regensburg
Seit 2010 Freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk

Veröffentlichungen

Monographien (und Dissertation)

Gietl, Sebastian: Istanbul – eine Weltmetropole im Wandel. Kulturelle Wertigkeiten in der Reiseliteratur seit dem 19. Jahrhundert. (= Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft, Bd. 28) Münster / New York 2016. 556 S.

Artikel

Gietl, Sebastian: 'Mutlu Yillar Noel Baba'. Weihnachten in Istanbul? In: Drascek, Daniel / Wolf, Gabriele (Hg.): "Bräuche : Medien : Transformationen". Zum Verhältnis von performativen Praktiken und medialen (Re-)Präsentationen. (in Vorbereitung für 2016)

Gietl, Sebastian: Fleischkonsum zwischen Ethnizität und Ethik. Das Beispiel Istanbul. In: Hirschfelder, Gunther / Ploeger, Angelika / Rückert-John, Jana / Schönberger, Gesa (Hg.): Was der Mensch essen darf. Ökonomischer Zwang, ökologisches Gewissen und globale Konflikte. Wiesbaden 2015.

Gietl Sebastian: Geschmacksproduktion in der kommunalen Kulturarbeit. Fallbeispiele aus dem
Münchner ‚Speckgürtel‘. In: Maase, Kaspar / Frizzoni, Brigitte / Bareither, Christoph / Nast, Mirjam (Hg.): Macher – Medien – Publika. Beiträge der Europäischen Ethnologie zu Geschmack und Vergnügen. Würzburg 2014.

Herausgeberschaften und Editionen

Gietl, Sebastian: Vom touristischen Olymp in den ökonomischen Hades. Die Transformation des medial vermittelten Griechenlandbildes im Spiegel deutscher Merian-Hefte von 1958 bis 2010. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2013. Hrsg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften - Institut für Volkskunde. München 2013.

Forschungsinteressen und Arbeitsgebiete